Hallo Nemo
Wir sind uns einig, dass die ganze Bremsgeschichte ziemlich komplex ist und den Rahmen eines Simulationsprogramms wie Loksim sprengt, wenn alle Faktoren berücksichtigt werden sollen.
Dass selbst reale Eisenbahnunternehmen und Zulieferer manchmal überfordert sind, soll folgende kleine Anekdote zeigen:
Vor kurzem fuhr ein SBB-Lokführer an einem Halt zeigenden Signal vorbei mit einem der neuen Domino-Wendezüge. Die Unternehmung konnte ihn aber nicht belangen, weil er nachweislich (Messstreifen, Scheibe) richtig gebremst hatte. Es stellte sich heraus, dass die für die Fahrzeuge angegebenen Bremsverhältnisse zu hoch angesetzt waren und deshalb die daraus resultierenden Bremswege nicht der Wirklichkeit entsprachen.
Ich gehe auch mit dir einig, dass es Loksimmer gibt, die wohl Mühe hätten mit realen Beschleunigungs- und Bremswerten. Ich habe jedenfalls schon entsprechende Kommentare gelesen in den Foren.
Hingegen glaube ich, das es bei Loksim Platz für beide Lager hat. Siehe weiter unten.
Oder ist von Dir der Begriff Durchschlagsgeschwindigkeit jemals in Verbindung mit dem Lösevorgang der Bremsen gebracht worden?
Ich habe eigentlich Fortpflanzungsgeschwindigkeit geschrieben, weil ich in dem Moment nur die französische Ausgabe des Reglements zur Hand hatte und den Ausdruck wortwörtlich übersetzt hatte. In der deutschen Ausgabe steht aber auch Durchschlagsgeschwindigkeit. Ich sehe es eher als Fehler meinerseits, nicht genügend präzisiert zu haben, was ja aber mit deinem Beitrag geschehen ist.
Das Gleiche gilt für die von mir angegebenen Brems- und Lösezeiten, wo Du auch angegeben hast, unter welchen Bedingungen die gelten.
Es hätte wenig Sinn, nur auf ein bestimmtes Fahrzeug hin zu editieren. Ich kenne das von Dir genannte Fahrzeug nicht und kann es daher auch nicht beurteilen.
Das ist doch klar, ich wollte damit sagen, dass ich ein Fst nachbaue, den ich kenne und deshalb beurteilen kann, ob die eingegebenen Werte in der Simulation der Realität entsprechen.
Gerade das Beispiel mit den Einstellungen für Zugkraft- und elektr. Bremse zeigt die Möglichkeiten und Grenzen. Ich kann es zwar mangels Kenntnissen der entsprechenden Fahrzeuge nicht beweisen, habe aber den Verdacht, dass einige Loks stärker beschleunigen als in Realität.
Ich habe die Werte des NPZ-Fst so eingestellt, dass sie den realen entsprechen. Im Vergleich zu andern Loks fährt sie sich wie eine lahme Ente, was sie in Realität durchaus nicht ist.
Es zeigt, dass hier Loksim beides zulässt und alle glücklich macht. Ich denke, dass dies auch beim pneumatischen Bremsen möglich sein könnte.
Ich denke, wenn der bereits von dir erwähnte Mangel beseitigt wird und wenn im Fahrplan individuelle Brems- und Lösezeiten für die Anhängelast eingegeben werden könnten, die dann am Manometer korrekt angezeigt werden, wäre das eine Bereicherung für Loksim. Für Streckenbauer, die keinen Zugang zu detaillierten Infos haben, könnte ein Standardwert definiert werden, ähnlich wie die, die bereits für die Zugkraft und Bremsgewichte existieren.
Das Programm müsste auch beachten, aus welcher Bremsstufe heraus wieder gelöst wird.
Ob bei der Inbetriebnahme der Lok das Auffüllen des Zugs nachgebildet werden sollte, bezweifle ich. Es wird wohl wenige Loksimmer geben, die 5 - 10 Minuten warten und vor dem Monitor meditieren wollen. Ich denke da an F11 für ungeduldige Loksimmer...
Seit vielen Jahren werden die Güterzüge in vielen Bahnhöfen ja auch schon vorgebremst. Ich nehme an, dass das in Deutschland auch so ist.
Deine Betrachtungen über die Güterzüge entsprechen übrigens auch meinen Erfahrungen. Das Längste was ich kennen gelernt habe sind leere Ölzüge mit 160 Achsen (= ca. 700 m), also 40 Wagen, bei denen das Lösen bei der Bremsprobe locker 10 Minuten dauerte.
Es gibt in der realen Welt übrigens noch das Problem des Erschöpfens der pneumatischen Bremsen. Das Problem kann vor allem auf langen Gefällen auftreten, wenn öfter in kurzen Abständen gebremst und danach wieder gelöst wird, so das die Luftbehälter nicht genügend gefüllt werden.
Ich erwähne das aus Neugier und möchte gerne wissen, ob dies in Deutschland auch ein Thema ist.
@EiB92
Ich bin etwas besorgt über folgende Aussage:
... Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass kurze Züge (also bei mir Br 294 Doppeltraktion + ca. 10 Wagen) eine relativ Kurze Anlege- und Lösezeit haben. Dagegen haben lange Züge (Br 294 Doppeltraktion + ca. 20-25 Wagen) eine relativ lange Anlege- und Lösezeit, sodass ich immer meist von unseren 80km/h so bis auf 30 runterbremse und dann auslöse und geschmeidig gen Hp0 rolle (bis alle ausgelöst haben stehe ich meist auch schon). Man sollte aber auch beachten, ob die 20 Wagen leer oder beladen sind!!!!
Ich bin nicht sicher, ob ich richtig verstanden habe, wie Du vor ein geschlossenes Signal fährst und weiss nicht, wie das offiziell in Deutschland instruiert wird, aber hier in der Schweiz sicher nicht so wie Du geschrieben hast.
Einen Güterzug bremst man so ab, dass er ca. 200 m vor Signal mit gelösten Bremsen mit 15 km/h rollt und bremst ihn da mit 0.5 - 0.8 bar Absenkung so, dass man vor Signal zum Halten kommt. Das hat - vor allem im Endbahnhof - den Vorteil, dass die Wagen auflaufen und der Entkuppler weniger strenge Arbeit hat. Das ist die Reglementsversion. In der Praxis gibts auch noch andere, die aber alle zum Zweck haben, sicher und ohne Stress vor geschlossenem Signal zum Stehen zu kommen.
An deiner Stelle würde ich deine Vorgehensweise nochmals überdenken - falls sie wirklich dem von dir Geschriebenen entspricht. Ich befürchte, dass Du sonst eines Tages eine unliebsame Überraschung haben könntest.

Gruss
Toni